Decision Intelligence gehört derzeit zu den wichtigsten strategischen Technologie-Trends. Das zeigt eine aktuelle Einschätzung des Meinungsforschungsinstitutes Gartner. Das Software-Unternehmen Pyramid Analytics mit CEO und Co-Founder Omri Kohl hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Technologie der datengestützten Entscheidungsfindung voranzutreiben und den Entscheidungsprozess in Unternehmen zu automatisieren.

 

Omri Kohl, CEO & Co-Founder von Pyramid Analytics

 

Auf Basis von Data und Analytics soll es jedem einzelnen Mitarbeitenden eines Unternehmens ermöglicht werden, schnellere und bessere Entscheidungen zu treffen.

In unserem Datenhelden-Interview sprach Omri Kohl mit Gastgeber Dr. Gero Presser von QuinScape darüber, welches Potenzial die Technologie der Decision Intelligence hat, Menschen und Unternehmen zu besseren Entscheidungen zu verhelfen, was sie von traditioneller Business Intelligence abhebt und welche Rolle sie in Zukunft spielen wird.

Zur Aufzeichnung des Interviews mit Omri Kohl geht’s hier entlang.

Decision Intelligence: Revolution oder Evolution?

Als CEO von Pyramid Analytics leitet Omri Kohl die Unternehmensstrategie, Vertrieb und Marketing. Seit mehr als 20 Jahren im Data Business unterwegs verfügt Kohl über ein tiefes Verständnis von Analytics- und KI-Technologien. Er studierte Wirtschaftswissenschaften, Finanzen und Unternehmensführung an der Bar-Ilan University und hat einen MBA in International Business Management von der New York University, Leonard N. Stern School of Business. Pyramid Analytics ist bereits sein viertes, erfolgreich gegründetes Unternehmen.

Auf die Frage, ob Decision Intelligence eher als Revolution oder Evolution gegenüber der Business Intelligence einzustufen ist, hat Omri Kohl eine klare Meinung: „Ich glaube nicht, dass Decision Intelligence eine Revolution ist. Es ist definitiv eine Evolution.“

Die Business Intelligence-Branche habe innerhalb der vergangenen Jahrzehnte erstaunliche Dinge für Organisationen hervorgebracht, meint Kohl. Den besonderen Wert sieht er darin, dass Menschen vor allem darin geschult wurden, ihr Business durch die Datenbrille zu betrachten und dabei auch einen gewissen Reifegrad erreicht haben.

Vom Entwicklungsstand her, so Omri Kohls Einschätzung, befinden wir uns aktuell auf der Ebene der deskriptiven Analytik. Diese zeigt auf und visualisiert, was in der Vergangenheit passiert ist, beispielsweise wie sich ein Produkt verkauft oder das Geschäft entwickelt hat.

Auf der zweiten, der prädiktiven Ebene, geht es um die Frage, was auf der Grundlage der historischen Daten als nächstes geschehen sollte, um zum Beispiel noch schneller, intelligenter und besser zu wachsen. Bei der präskriptiven Analytik als dritter Ebene, geht es nicht mehr um die Frage, was man tun kann, sondern um die datenbasierte Entscheidung, welcher Schritt der richtige ist, um sein Ziel zu erreichen.

„Wenn man über Decision Intelligence nachdenkt, ist es die Einkapselung dieser drei Ebenen zu einer Herangehensweise im Bereich der Analytik – von deskriptiv zu prädiktiv zu präskriptiv. Das ist es, was meiner Meinung nach Decision Intelligence als Evolution dem Markt bringen sollte“, sagt Omri Kohl.

Datenkompetenz oder: Wer trifft die besseren Entscheidungen – Die Technik oder der Mensch?

Omri Kohl (l.) im Gespräch mit Dr. Gero Presser

 

Auf dem Weg zu besseren Entscheidungen auf Basis von Daten spielt die Datenkompetenz der Nutzer von Technologien eine entscheidende Rolle. Wie sieht Kohl das Zusammenspiel von Mensch und Maschine bei der Entscheidungsfindung?

„Ich denke, dass Datenkompetenz für Organisationen wahrscheinlich die wichtigste Voraussetzung ist, bevor sie überhaupt mit einer datengesteuerten Initiative beginnen“, sagt Kohl und veranschaulicht dies an einem Beispiel aus dem Alltag. Obwohl wir alle mit einem GPS-System fahren, verlassen wir uns oft auf unser Bauchgefühl und nutzen einen anderen Weg, der uns intuitiv schneller erscheint.

Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass wir dem System nicht immer vertrauen. „Wenn wir uns auf den Weg machen, Organisationen auf Basis von Daten zu steuern, müssen wir versuchen sicherzustellen, dass die Menschen und die Organisation diese Strategie auch wirklich annehmen“, betont er.

Hierzu gebe es zwei Möglichkeiten.

Erstens: Mit gutem Beispiel vorangehen. „Wenn Sie als Führungskraft in der Organisation entschieden haben, dass die Daten der Weg sind, um Entscheidungen zu treffen, dann sind die Daten Ihr Nordstern. Sie müssen sicherstellen, dass jede Ihrer Entscheidung oder die Ihrer Mitarbeitenden auf der Grundlage von Daten getroffen werden.“

Zweitens: Transparenz und Datenzugang für alle. Man muss sicherstellen, so Kohl, dass jeder im Unternehmen auch Zugang zu den Daten hat, auch zu solchen, die Organisationen manchmal nur ungern teilen. „Hier ist oft eine mentale Veränderung nötig, für die Menschen genauso wie für die Unternehmen, damit sie in der Lage sind, sehr transparent, sehr offen und sehr klar zu sein, wenn es darum geht, wie sie mit Daten umgehen wollen.“

Natürlich spielt hierbei Data Governance eine wichtige Rolle, vor allem in Organisationen, die bestimmten Regularien unterliegen und Zugangsberechtigungen unumgänglich sind.

Nichtsdestotrotz geht es Omri Kohls Meinung nach um die generelle Haltung von Unternehmen zum Umgang mit Daten. „Es geht darum, eine Kultur der Daten zu schaffen“, so Kohl. „Es geht um die Akzeptanz von Daten als Nordstern bei der Entscheidungsfindung.“

Blick in die Zukunft von Decision Intelligence

Abschließend wirft Omri Kohl noch einen Blick in die Zukunft, was er im Bereich der Datentechnologie und speziell der Decision Intelligence erwartet.

Vor allem sieht er den Shift von Datentechnologien als „nice to have“- zu „must have“-Anwendungen in Unternehmen. „Es ist heute offensichtlich, dass sich die erfolgreichen, fortschrittlichen und innovativen Unternehmen der Welt auf Daten verlassen, um ihr Geschäft aufzubauen.“

Kohls Einschätzung nach wird der Bedarf und die Nutzung von Daten weiter zunehmen. „Daten werden in jede Funktion, in jede Abteilung eines Unternehmens einfließen, auch in die, von denen wir heute glauben, dass sie vielleicht nicht so abhängig von Daten sind.“

Was Decision Intelligence angeht, so erwartet Kohl, dass die Menschen mit zunehmender Datenkompetenz und mehr Wissen über Daten sich auch wohler fühlen werden, wenn Decision Intelligence-Plattformen zumindest grundlegende Entscheidungen übernehmen.

„Aktuell befinden wir uns in der Ära der Augmented Analytics. Wir erweitern im Grunde genommen Menschen mit Daten“, sagt Kohl. „Ich bin überzeugt, dass wir in Zukunft sehen werden, wie Menschen und Unternehmen diese Augmentierung loslassen und die Plattform als Künstliche Intelligenz arbeitsintensivere Aufgaben übernimmt, um uns damit mehr Freiraum für die strategischeren Aufgaben zu schaffen.“